Bauhaus Museum Dessau

Bauhausmuseum Dessau

WeimarDessauBerlin

Das waren die Standorte der von Walter Gropius 1919 gegründeten Kunstschule, welcher es in den darauf folgenden Jahren gelang mit Ihren Denkansätzen die Bereiche Architektur, Kunst & Design ganzheitlich zu inspirieren und teilweise gemeinsam weiter zu entwickeln. Durch den aufsteigenden Nationalsozialismus in Deutschland in den 1930er Jahren letztendlich in die Knie gezwungen, wanderten die Freunde und Förderer des Bauhaus mehrheitlich aus und verbreiteten damit die Bauhaus-Idee weltweit.

100 Jahr nach der Gründung wurde am 8ten September 2019 in Dessau das Bauhaus Museum eröffnet. Der Bau und die Eröffnung des Museums sind Anlass für diesen Blog.

Diese Fragen kommen mir in den Sinn während ich mich mit dem Thema beschäftige und bilden das Grundgerüst der folgenden Zeilen.

Ein Bild aus der Bauzeit des Museums im Dezember 2017

Was sind meine persönlichen Erfahrungen? Das erste Gespräch über den geplanten Bau des Museums habe ich im Sommer 2015 mit meinen Eltern am Küchentisch geführt. Zwischen Kaffee♥Kuchen kamen wir schnell zum Thema Innenstadt↯Drogenhandel. Dieser fand zu jener Zeit schwerpunktmäßig im Stadtpark statt – Genau in dem Park an dessen Rand das Bauhaus Museum entstehen sollte. Für meine Mutter war es unverständlich wie soviel Geld für ein Museum “was keiner braucht” ausgegeben wird, statt die eigentlichen Probleme wie den “Drogenhandel” anzugehen. 28 Millionen Euro Baukosten aus Bundes- und Landesmitteln und das Grundstück in bester Lage kostenfrei von der Stadt gestellt A. Meinem Vater, phlegmatisch wie immer und Kunstbanause par excellence, war das Thema egal. Für meinen Teil fand ich die Idee sehr gelungen, da, meiner Meinung nach, die Stadt viel mehr aus dem Potential machen sollte (Gartenreich♥Bauhaus♥Junkers), welches die Geschichte ihr bietet. Und bisher waren das ein paar Räumchen im Bauhausgebäude in der Gropiusallee. Keine gute Plattform für ein Weltkulturerbe! Da ist ein solcher Prestigebau wohl geeigneter. Insgesamt also ein geteiltes Meinungsbild bei Jakobs Krönung♥Kalter Schnauze, unter Anderem abhängig von Alter, Bildungsstand und Interesse. Diese Meinungsvielfalt fand sich in allen Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis zu dieser Zeit wieder. Komplette Begeisterung sieht anders aus.

2 Jahre später, im Sommer 2017, beginnt der Bau. Nicht nur das Museum soll neu gebaut werden, auch das Umfeld wird umgestaltet. Hauptsächlich die Kavalierstraße, welche als Übergang in andere Teile des Stadtzentrums dient, wie dem Rathaus Center und als Zubringer Richtung Ziebigk und Kreuzung Askanische Straße, wird modernisiert. Wie das Museum aussehen soll und welche Geschichte es erzählen soll ist bekannt, die Frage ist, ob die Realität dazu passen wird. Leider ist mein Lebensmittelpunkt schon länger nicht mehr in Dessau und damit sind die Gelegenheiten für Bilder rar gesät. Im Dezember 2017 ist bei regnerischem Wetter und Temperaturen im einstelligen Bereich aber die Gelegenheit gegeben. Es wird sehr früh dunkel und ich haste für ein paar Photos noch kurz los.

Im September 2019 wird der Neubau eröffnet. Von außen sieht es nicht mehr ganz so aus wie das präsentierte Modell, Baukosten und Umweltschutz verlangen ihren Tribut, jedoch steht es modern und prägnant im Stadtpark. Ein blühendes Ausrufezeichen in den nicht ganz so bunten Landschaften der Dessauer Pampa.

Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt.

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) 1990 in einer öffentlichen Rede

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält auch eine Rede und die Stadt Dessau erhält ein kontrovers diskutiertes architektonisches Kleinod, welches die Bauhausgeschichte in Dessau geeignet in Szene setzt. Viele Diskussionen drehen sich inhaltlich um Aussehen und Ausdruck des Gebäudes. Aus der Richtung betrachtet, das es die grundsätzliche Idee des Bauhauses war, Aspekte der Architektur, Kunst und Design zu verbinden, ist diese Diskussion willkommen – Über Geschmack lässt sich nicht streiten… und es zeigt weiterhin, dass man andere Kritikpunkte, wie die Baukosten, vielleicht hinter sich gelassen hat.

Nicht lange nach der Eröffnung, 2 Jahre nach der beschriebenen Phototour und 4 Jahre nach dem Kaffeeklatsch schließt sich der Kreis – Mit dem Besuch des Museums. Ich freue mich sehr darauf und letztendlich wird es ein 3 Generationen-Ausflug mit Oma und Enkelkind.

Das Museum ist in der ersten Etage gelegen und zeigt die Geschichte und die Ideen aus dem 20ten Jahrhundert auf. Dies entspricht der Planung im Entwurf.

[…] die Gegensätzlichkeit zwischen dem geschlossenen schwebenden Volumen, das wie ein Tresor die Sammlungsausstellung beinhaltet und somit für das Bauhaus des 20. Jahrhunderts steht, und dem offenen, flexiblen, fließenden Raum im Erdgeschoß, der das Bauhaus des 21. Jahrhunderts repräsentiert […]

B Ein Zwischengespräch 1 Jahr nach Wettbewerbsgewinn mit den fünf Partnern des Büros Anne Hinz, Cecilia Rodriguez, Arnau Sastre, Jose Zabala und Roberto Gonzalez geführt von Helga Huskamp

Die Ausstellung hat mich vom Anfang bis Ende mitgerissen. Im ersten, quadratisch angelegten, Raum setzt man sich in verschiedenen Nischen mit der Bauhausidee auseinander, versteht gewisse Konzepte und wird an der Außenwand geschichtlich einmal ums Karree geschickt. Bemerkenswert ist der Einsatz verschiedener Techniken um alle Sinne anzusprechen. Optische, akustische und haptische Reize werden genutzt um die Informationen zu den Besuchern zu transportieren. Man kann viele Objekte tatsächlich anfassen. Einzig Geruch und Geschmack haben hier gefehlt. Das aber konsequent bis hinunter in die Cafeteria.

Zu den Bauhausideen gibt es weitreichende Literatur um sich weiter zu informieren. Der Abriss dazu ist in den folgenden Ausstellungsräumen gelungen umgesetzt. Der Eintrittspreis lohnt sich – Ein Besuch ist zu empfehlen und dauert etwa 2 Stunden. Die Kinder kann man ab einem gewissen Alter mit Sammelmappen und einem kleinen Quiz beschäftigen. Ab einem Alter von 10 oder 11 sind sogar manche Objekte oder Ideen interessant wenn man diese ein wenig “übersetzt”.

Am Ende der Ausstellung steigt man vom 20. Jahrhundert über eine typische Bauhaustreppe wieder in das Hier und Jetzt hinunter. Ein bekanntes Bild zur Bauhaustreppe stammt von Oskar Schlemmer aus dem Jahre 1932. Im Gegensatz dazu ein Photo unseres Besuches im Jahre 2019. Zwischen Öl auf Leinwand und Digitalphotographie liegen hier 87 Jahre verbunden durch zeitlose Architektur, Kunst & Design.


Links: Oskar Schlemmer, Bauhaustreppe, 1932, Öl auf Leinwand
Rechts: Stefan Klabe, Bauhaustreppe, 2020, Digitalphotographie

Was vermittelt das Museum? Zur Beantwortung dieser Frage nehmen wir uns zuerst das Konzept der Architekten her. Geplant und gebaut wurde das Museum vom Architekturbüro addendaarchitects in Barcelona. Die Idee hinter dem Entwurf wurde Ende 2016 in einem Interview wie folgt erläutert:

Die Klarheit und Schlüssigkeit der Gebäudeteile und die Gegensätzlichkeit zwischen dem geschlossenen schwebenden Volumen, das wie ein Tresor die Sammlungsausstellung beinhaltet und somit für das Bauhaus des 20. Jahrhunderts steht, und dem offenen, flexiblen, fließenden Raum im Erdgeschoß, der das Bauhaus des 21. Jahrhunderts repräsentiert. Wir sind von dem Potential des offenen Erdgeschosses als Katalysator für Aktivitäten überzeugt, der Kapazität des Museums, Besucher von außerhalb und vor allem auch die Bürger Dessaus nicht nur zu speziellen Anlässen wie der Einweihung oder beim Wechsel von Ausstellungen in das Museum zu bringen, und davon, mit dem Museum der Institution Bauhaus und Dessau einen Ort der Interaktion und Kommunikation, der Kreativität und Produktivität zu geben, ein Museum für die Stadt und seine Besucher.

B Ein Zwischengespräch 1 Jahr nach Wettbewerbsgewinn mit den fünf Partnern des Büros Anne Hinz, Cecilia Rodriguez, Arnau Sastre, Jose Zabala und Roberto Gonzalez geführt von Helga Huskamp

<Nicht abgeschlossen> xxx

Welche Rolle spielt der Museumsneubau für die Stadt? Nach meinem Empfinden wird einer der größten geschichtlichen Schätze Dessaus durch den Neubau gekonnt in Szene gesetzt. Bisher war der Stadtteil Ziebigk mit dem alten Bauhaus aus den 1920er Jahren und den Meisterhäusern im Fokus. Dazu kommt einer der Standorte der Hochschule Anhalt C, welcher näher Richtung Innenstadt gelegen ist. Mit dem Neubau wird das thematische Band nun bis ins Zentrum geflochten. Damit gelingt für mich auch der Übergang zu den wirtschaftlichen Aspekten – Das Rathauszentrum ist genau gegenüber.

<Nicht abgeschlossen> FördersummeStadt, Land, Bund || Werbung fr die Stadt – Entwicklung Rathauscenter – Auszug Karstadt trotz “Bauhaus Lage” || Umfeldgestaltung || Optionen Junkers, Dessau-Wörlitzer Gartenreich

Der Umstand einer Baugenehmigung im Stadtpark bei gleichzeitiger kostenloser Überlassung des Grundstücks zeigt auch wieviel Hoffnung die Stadt in dieses Prestigeprojekt setzt. Diesen Baustandort hätte man nicht für viele Projekte freigegeben.

Karstadt ist trotz “Bauhaus Lage” aus dem Rathauscenter ausgezogen. Die Hoffnungen der Stadt durch das Bauhaus Museum auch dem Einzelhandel zu neuem Glanz zu verhelfen (keine Quelle) werden damit nicht ganz erfüllt.

In der Umfeldgestaltung wird auf das Bauhaus Rücksicht genommen. https://verwaltung.dessau-rosslau.de/stadtentwicklung-und-umwelt/aktuelle-vorhaben/umfeldgestaltung-bauhaus-museum.html

Das Potential der Junkers Historie wird nicht im gleichen Maße ausgeschöpft. Das Potential des Dessauer-Wörlitzer Gartenreichs wird nur im Ansatz genutzt. Stellt dies eine Wertung der Themen dar?

Links, Literatur & Quellen

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